SIX SIGMA

SIX SIGMA – Am Frühstückstisch

 

Berta!
Ja …

Das Ei ist hart.
(Schweigen)

Das Ei ist hart!
Ich habe es gehört!

Wie lange hat das Ei denn gekocht!?
Zu viele Eier sind gar nicht gesund!


Was hier wie eine Steilvorlage für jeden Kommunikationsanalytiker im allgemeinen und Mario Barth im besonderen daherkommt, ist nicKVP-Pakethts anderes als das Intro in den weitläufig bekannten und allseits beliebten Loriot-Clip „Das harte Ei“. In knapp über zwei Minuten wird hier ein Füllhorn an Vorwürfen, Behauptungen, Meinungsverschiedenheiten, Worte-im-Mund-Herumdreh-Aktionen etc. entweder direkt oder noch mehr zwischen den Zeilen platziert, dass es eine wahre Wonne ist – den einen oder anderen beim späteren In-Sich-gehen aber dann doch manchmal etwas unangenehm an selbst Durchlebtes erinnert.

Was hat das Loriot’sche Frühstücksei nun mit Six Sigma oder KVP zu tun?

Na ja, zum einen werden viele Belts und KVP-Coaches gerne und sofort bestätigen, dass Kommunikation und der einigermaßen unfallfreie Umgang damit zwar sicher nicht alles, aber doch ein überaus wichtiger und mitentscheidender Bestandteil für erfolgreiche Projekt- oder Workshop-Arbeit ist. Eine noch so hohe Sicherheit im Umgang mit statistischen Tools oder grafischen Werkzeugen wird an den zahlreich vorhandenen Klippen mangelnder Kommunikationsfähigkeit im Team schnell zerschellen können. Hier ist v.a. ein gepflegter Umgang mit so genannten Soft Tools wie Process Map, Ishikawa etc. sehr hilfreich, die oft unterschiedlichen Gemüter in geordnete aber dennoch kreative Bahnen zu lenken. Ja, und zum anderen haben wir es hier natürlich mit einem „Vorzeige“-Prozess aus dem häuslichen Alltag zu tun, in den sich jeder schnell hineinversetzen vermag – all das meist in dem sicheren Glauben, hierin auch ausgewiesener Experte zu sein.


Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat ?
Du willst es doch immer 4 ½ Minuten haben …

Das weiß ich …
Was fragst du denn dann?

Weil dieses Ei nicht 4 ½ Minuten gekocht haben kann!
Ich koche es aber jeden Morgen 4 ½ Minuten.


Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?

Die Stimme des Kunden (Voice of customer) ist leise aber deutlich zu vernehmen. Oh weia, jedes Ei also ein Abenteuer! Nicht gerade das, was ein guter Prozess unter „in control“ versteht.

Lehrgang SIX SIGMA Black BeltEine Situation, wie gemalt auch für Six Sigma- und KVP-Trainings, worin es oft darauf ankommt, scheinbar leicht verständliche Prozesse aus dem Alltag zu untersuchen, um dann stets positiv entsetzt festzustellen, dass zum einen vollkommen unterschiedliche Weltanschauungen der Experten aufeinandertreffen, zum anderen diese Prozesse in Wirklichkeit weitaus komplexer sind als es auf den ersten Blick aussieht.

Man erkennt alsbald, dass die bis dato oberflächlich betrachtete heile Welt des Eierkochens oder Würstchengrillens schnell in sich zusammenbricht, wenn dann mal so ca. 50 Einflussgrößen auf dem Prozess-Map stehen – leider nahezu ausschließlich Störgrößen – die dem fertiggestellten Produkt – Früstücks-Ei oder Terrassen-Grillwürstchen, eine überaus große Variation bescheren bei so wichtigen Zielgrößen wie Konsistenz oder Pellbarkeit auf der einen bzw. Bräunungsgrad oder Geschmack auf der anderen Seite.

Plötzlich stehen bisher ungeahnte potenzielle Ursache-Wirkungsbeziehungen auf dem Tableau, wie z.B. der Zusammenhang zwischen dem Grillzangenöffnungswinkel und der Anzahl heruntergefallener Würstchen bzw. – um in unserem Bilde zu bleiben – die Wasser-Füllhöhe im Kochtopf oder auch die Einpiekstiefe beim Anstechvorgang mit der Konsistenz des Frühstückseies.


Ach, da geht doch jedem Six Sigma Fachmann das Herz über, wenn er so was hören darf! Prozessfähigkeit hat v.a. damit zu tun, den Prozess vorhersagbar zu gestalten – inkl. eines verlässlichen Messsystems.

Hermann (Berta’s geplagter Ehegatte) hat zwischenzeitlich wohl auch gemerkt, dass Kochzeit und Konsistenz des Eies sicherlich korrelieren, dies aber bei weitem nicht ausreicht, um den Prozess dauerhaft in den Griff zu kriegen – da scheinen doch noch ’ne ganze Menge anderer Faktoren (vielleicht Größe des Eies, Kühlschranktemperatur, Frische des Eies, Schalendicke …) noch eine mehr oder weniger große Rolle zu spielen (Zu Regressionsgleichungen und Wechselwirkungen fragen Sie den Black Belt Ihres Vertrauens !)


Jaja…jaja…jaja … wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau 4 ½ Minuten …
Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei! Es ist mir egal, wie lange es kocht!

Ich hätte nur gern ein weiches Ei …
Gott, was sind Männer primitiv!

(düster vor sich hin) Ich bringe sie um, morgen bringe ich sie um!


Na ja, so weit muss es ja nun wirklich nicht kommen – besser mal sich ordentlich hingesetzt, die möglichen Einflussgrößen zusammengestellt, ’nen tolles Experiment auf Basis eines statistischen Versuchsplans durchgeführt und ausgewertet  – und schwupps, hat man Glauben durch Wissen ersetzt und seine Ruhe vor dem Herrn (oder der Frau)!

Bis demnächst,
Ihr Axel Jungheim

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