Auf dem Weg zum Six Sigma Black Belt – Trainingseindrücke (II)
Die ersten Projekt-Hürden sind genommen, die Inhalte der Define- und Measure-Phase aus der ersten Trainingswoche größtenteils verdaut und auch vom Trainer hat man sich soweit erholt, dass man sich als Black Belt Kandidat wieder zutraut und aufmacht, den nächsten 5-tägigen-Trainingsblock in Angriff zu nehmen. Hotel ist wieder das gleiche, auch die Weggefährten zeigen sich kaum verändert – vertraute Umgebung also – na, dann kann’s ja weitergehen!
2. Trainings-Woche
Der Trainer macht ’nen relativ entspannten Eindruck und versucht durch ein paar unverfängliche Fragen zur jüngsten Vergangenheit ein bisschen Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Dazu gehört natürllich auch die Vorstellung der anstehenden Trainingsinhalte, so dass schon mal jeder grob weiss, was ihn hier so erwartet.
Define- und Measure-Phase unseres so langsam liebgewonnenen DMAIC-Zyklus’ waren mit Ende der letzten Woche bereits verfrühstückt worden – jetzt geht’s zum Mittagessen und damit bekanntlich zur Hauptmahlzeit. Genau so kann man sich die Analyze-Phase im Rahmen einer BB-Ausbildung vorstellen, und da’s hier für gewöhnlich mehrere Gänge gibt, wird sie uns von heute an bis weit in die 4. Woche hinein verfolgen.
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Klarer Schwerpunkt der ersten Tage sind die klassischen Hypothesentests und damit der Übergang von der beschreibenden zur schließenden Statistik, auch der Übergang vom „Ich glaube, da seh’ ich was“ zu „Ah, jetzt weiss ich, dass da was ist“ (oder auch nicht ist). Hypothesentests machen das (Arbeits-)Leben und v.a. die darin enthaltenen Entscheidungen deutlich einfacher – aber erstmal muss man sich in sie Stück für Stück hineinfressen.
Fällt einem zu Beginn auch nicht immer einfach, da einige erstmal abstrakte Begriffe und Zusammenhänge die Einführung ins Thema dominieren – mit Alpha- und Beta-Risiko, Signifikanzniveaus und Signal-Rauschverhältnissen hat man im Alltag doch eher weniger zu tun – na ja, vielleicht ausgenommen mit Letzterem ;-)Ein bisschen Wahrscheinlichkeitslehre kann da auch schon mal helfen, wenn es darum geht, den Teilnehmern näherzubringen, dass es gleichwohl alltägliche , z.B. Spiel-Situationen gibt, wo die eine ode andere statistische Überlegung durchaus gewinnbringend einzusetzen ist (beim Skat, Würfeln, Mensch-Ärgere-Dich-nicht, Lotto etc.)
Alsbald kommt dann auch schon wieder Minitab zum Einsatz, um auf Basis von gefühlvoll inszenierten Hintergrundsituationen aus dem täglichen Prozessleben verschiedenste spannende Fragen zu beantworten, wie „Ist die neue Operations-Methode erfolgreicher als die herkömmliche ?“ oder „Ist der Abrieb des billigeren Schuhmaterials größer als beim teuren“ oder „Hat die Ernährung der Kühe Einfluss auf deren Blutgerinnungszeit?“
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T-Tests, Varianzentests, ANOVA und Chi²-Test als Tools der Wahl sind für die Teilnehmer bald keine Bücher mit sieben Siegeln mehr und nach einiger Zeit kommt man drauf, dass die Vorgehensweise beim Testen doch immer einem bestimmten Prinzip folgt – und am Ende auch immer mindestens ein p-Wert rauskommt! Dann ist man auch schon so versiert, dass man im Rahmen der Quincunx-Übung spielerisch am Galton’schen Brett (sieht aus, wie ein Flipper aus dem 19. Jahrhundert) einige Daten erzeugt, um sie dann selbstständig auszuwerten – der Referent stellt hierzu nun zielgerichtete Fragen – sagt aber nicht mehr, welche Tools die richtigen dafür sind.
Gerade im Black Belt Training geht es aber natürlich auch darum, sich mit Besonderheiten auseinanderzusetzen und es gilt Fragen zu klären wie
- was mache ich beim T-Test, wenn die Rohdaten nicht-normalverteilt sind,
- wenn bei der ANOVA die Residuen Auffälligkeiten zeigen,
- wenn die Varianzen nicht homogen sind,
- wenn ich große Stichprobenunterschiede habe,
- welche Stichprobengröße ist eigentlich mindestens notwendig?
Ganz wichtig ist es, auch die Grenzen der statistischen Methoden kennenzulernen und evtl. sinnvolle Alternativen im Köcher zu haben !
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Ein weiterer Schwerpunkt der 2. Woche darf nicht unerwähnt bleiben – die Projekt-Reviews. In der Regel sind seit dem ersten Trainingsblock ja so 3-5 Wochen ins Land gegangen und – hoffentlich – in der Zeit auch etwas im Six Sigma Projekt passiert ! So hat jeder BB-Kandidat nun die Möglichkeit, seine Fortschritte dem Teilnehmerkreis kurz vorzustellen und natürlich auch Anspruch auf seriöses Feedback.
Gerade die Anwendung der Tools aus der ersten Woche stehen hierbei absolut im Vordergrund. Der rote Faden der Soft Tools sollte gut erkennbar sein und auch die eine oder andere grafische Auswertung, vielleicht sind ja auch schon ein paar Prozess- und Messsystem-Fähigkeitsuntersuchungen dabei. Der Trainer würde sich bestimmt freuen – und das ist ja das Wichtigste. 😉
Ja, und über die 3. und 4. Black Belt Trainingswoche gibt’s dann in ein paar Wochen wieder ’was zu lesen.
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