Erhöhung der Kundenorientierung durch Marketing und Qualitätsmanagement
„Wenn sich Unternehmen um den Kunden und dessen Anforderungen bemühen, kommt er zurück. Wenn Sie nur das Produkt fokussieren, kommt dieses zwar nicht zurück, der Kunde jedoch auch nicht.“ Richard Whitley, ein amerikanischer Unternehmensberater, hat das Zusammenspiel von Marketing und Qualitätssicherung damit entwaffnend auf den Punkt gebracht: Marketing fokussiert auf den Kunden und dessen Anforderungen und Qualitätssicherung auf die Produkte und deren Fehlerfreiheit. Dieses Gedankenspiel macht deutlich, dass Marketing und Qualitätsmanagement „mengenlehretechnisch“ eine hohe Schnittmenge besitzen. Wo es häufig fehlt, ist die Koordination dieser Gemeinsamkeiten, um ein Eigenleben des Marketing zu vermeiden und die Durchdringung mit Qualitätsmechanismen, wie den PDCA-Zyklus, auch im Marketing zu etablieren.
Der schmerzliche Verlust der Definitionshoheit von „Qualität“
Qualitätsmanagement und Marketing stellen seit jeher die beiden wesentlichen strategischen Handlungsoptionen für gewinnorientierte Unternehmen dar. Durch die Wandlung vom Käufer- zum Verkäufermarkt verloren die „Leistungserbringer“ jedoch ihre Definitionshoheit von „Qualität“ an den Kunden. Dieser bildet nun sein individuelles Konstrukt von Qualität vor allem unter Nutzens- und individuellen Zwecksetzungserwartungen. Ihre volle Wirkung entfalten Qualitätsmanagement und Marketing somit nur unter Berücksichtigung der gegenseitigen Wechselwirkungen und mit Bezug auf das übergeordnete Zielsystem der Kundenanforderungen. Die Anforderungen der Kundengruppen sind deshalb Ausgangspunkt von Marketing und Qualitätsmanagement. Qualitätsmanagement und Marketing müssen somit den Kunden in den Mittelpunkt aller Anstrengungen stellen.
GRATIS VORLAGE: Nutzen Sie die kostenlose Vorlage Erstellung einer Prozessbeschreibung zur verbindlichen Dokumentation
standardisierter Unternehmensabläufe.
Der Führungsanspruch – wenn Marketing Qualität managt
Der „Organisationsteil“ Qualitätsmanagement und der „Organisationsteil“ Marketing im Unternehmen arbeiten an der Ermittlung von Anforderungen der Kunden und der Erreichung von Zufriedenheit der Kunden durchaus zusammen. Qualitätsmanagement und Marketing managen dabei zwei Perspektiven von Qualität:
Der Bereich Qualitätsmanagement…
nimmt sich meistens des rationalen, technischen Verständnisses von Qualität an. Qualität ist dabei eine sachliche Messgröße, deren Messwerte in Zahlen möglichst groß sein sollen.
Der Bereich Marketing…
nimmt sich der emotionalen, menschlichen Wahrnehmung von Qualität an. Qualität ist aus dieser Perspektive etwas Gutes. Das Gute soll möglichst besser als die Konkurrenz sein.
Gegenüber dem rationalen Qualitätsmanagement macht das Marketing etwas grundlegend anderes:
Marketing weckt Bedürfnisse und Begehrlichkeiten des Kunden, so dass dieser die „vorgefertigten“ Anforderungen aufnimmt und als die seinen vertritt.
Mindestens hilft das Marketing dem Kunden, seine Anforderungen zu spezifizieren und zu artikulieren! Es erzeugt eine Nachfrage des Kunden, der das Unternehmen in der entsprechenden Qualität „nur noch“ nachkommen muss. Marketing definiert, d.h. managt den Maßstab der Qualität. Die Kundenzufriedenheit ist dann fast zwangsläufig die Folge.
Video: PDCA – Was ist der PDCA Zyklus ?
Video: Aufgaben des Qualitätsmanagementbeauftragten
Marketing im Sinne einer marktorientierten Unternehmensführung
Marketing lässt sich am besten nachvollziehbar beschreiben, wenn seine wesentlichen Kennzeichen konkretisiert werden. Nachfolgend werden fünf Merkmale hervorgehoben.
Merkmal 1: Markt- und kundenorientierte Unternehmensführung
Im Mittelpunkt dieser Denkweise stehen die Erfordernisse des Marktes bzw. der Kunden und nicht der Verkauf vorhandener Produkte. Dazu müssen alle betrieblichen Funktionen konsequent auf die Anforderungen des Absatzmarktes hinausgerichtet werden.
Merkmal 2: Ausrichtung am Kundennutzen
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Beurteilung des Kundennutzens immer subjektiv erfolgt und daher von Kunde zu Kunde unterschiedlich ausfallen kann, ist die Intention des Marketings die Steigerung des subjektiven und objektiven Nutzens für den Kunden.
Merkmal 3: Systematischer Planungsprozess
Am Anfang aller Überlegungen des Marketings steht nicht das Produkt, sondern stehen die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse aktueller und potenzieller Kunden. Diese zu realisieren ist eine Managementaufgabe und bedingt ein Entscheidungsverhalten, das sich an einer systematischen Planung ausrichtet.
Merkmal 4: Kreative, innovative Problemlösungen
Markterfolge werden nicht nur durch analytische Vorgehensweisen erzielt, sondern darüber hinaus auch durch kreative und innovative Problemlösungen erreicht.
Merkmal 5: Operative Umsetzung
Die operative Umsetzung des Marketings erfolgt über den koordinierten Einsatz der absatzpolitischen Instrumente („4 P´s“):
• Product – Produktpolitik
• Price – Preispolitik
• Promotion – Kommunikationspolitik
• Place – Distributionspolitik.
AUSBILDUNG: Mit der Ausbildung Basiswissen ISO 9001:2015 erhalten Sie den Einstieg in die Grundlagen des
Qualitätsmanagements nach ISO 9001.
Der Führungsanspruch – wenn Qualität Marketing managet
Betrachtet man die bisherigen Ausführungen, drängt sich einem förmlich der Gedanke auf, dass Qualitätsmanagement und Marketing in vielen Bereichen die gleiche Zielrichtung haben und sich perfekt ergänzen. Die Tabelle zeigt Ansatzpunkte der operativen Unterstützung der absatzpolitischen Instrumente durch ein Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001. Große Parallelitäten werden z.B. beim Produkt- und Servicekonzept deutlich. Bei näherer Betrachtung wird jedoch schnell klar:
Das Qualitätsmanagement ist viel breiter angelegt als das Marketing, weshalb das Qualitätsmanagement trotz der Gemeinsamkeiten nicht als Aufgabe des Marketings gesehen werden kann. Deutlich wird dies, wenn wir die übergeordneten Kapitel bzw. Ideen des modernen Qualitätsmanagements betrachten:
Implementierung der System- und Prozessorientierung:
Das Lenken von miteinander in Wechselbeziehung stehenden Prozessen als System trägt zur Wirksamkeit und Effizienz der Organisation beim Erreichen ihrer Gesamtziele bei. Der Marketingprozess leistet seinen Anteil als Strategieprozess, um das Unternehmen auf den Kunden auszurichten. Im Gegenzug wird der Marketingprozess durch Unterstützungsprozesse wie z.B.
• Lenkung der Dokumente,
• Lenkung von Aufzeichnungen,
• Lenkung von Fehlern, u.ä. gestützt und abgesichert.
Erfüllung der Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien:
Unterschiedliche, natürliche oder juristische, Personen tragen zur Wertschöpfung der Organisation bei oder sind auf andere Weise von den Tätigkeiten der Organisation betroffen oder daran interessiert. Das Erfüllen der Erfordernisse und Erwartungen der interessierten Parteien ist die Grundlage des Erfolgs einer Organisation. Das Qualitätsmanagement ist hier die übergeordnete Instanz, um die Ermittlung und Umsetzungen dieser Erwartungen sicherzustellen. Im Marketing betrifft dies die Kundenerwartungen, im Prozess Personalmanagement die Erwartungen der eigenen Mitarbeiter.
Realisierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses:
Die ständige Verbesserung der Gesamtleistung der Organisation stellt ein permanentes Ziel der Organisation dar. Die Verbesserungsaktivitäten sind auf alle Bereiche und Ebenen der Organisation auszurichten, um das strategische Ziel der Organisation zu realisieren. Die Grafik stellt diese Verbesserungssystematik des PDCA-Denkens bezogen auf die Marketingaktivitäten dar.
3 Comments
Sehr interessanter Artikel, welcher mich bei der Themenwahl für meine Bachelor-Thesis inspiriert hat. Sollten Sie weiteres, kostenloses, Infomaterial hierzu haben würde ich mich sehr darüber freuen.
Das finde ich auch! Dieser Artikel ist sehr inspirierend. Ich beschäftige mich momentan auch mit meiner Bachelor-Thesis in diesem Bereich. Daher würde es mich freuen ebenfalls weitere Matrialien zu erhalten, falls dies möglich ist.
Sehr geehrte Frau Szymorek,
vielen Dank für Ihre Antwort und Ihrem Interesse an unserem Blogbeitrag. Es freut uns, wenn Ihnen dieser Arktikel gefallen hat. Wenn Sie sich speziell für das Thema Kundenzufriedenheit interessieren, dann haben wir Ihnen hier einen unserer aktuellsten Artikel zum Thema. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Bachelor-Thesis.
Beste Grüße M. Kuhles