Energieeffizienz im Verkehr – so können Sie den Energieverbrauch optimieren – Teil 13 der Serie Energieeffizienz einfach erklärt
Knapp 30 Prozent des Energieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland gehen auf den Verkehr zurück. Auch für Unternehmen spielt der Verkehr eine zentrale Rolle: Ohne Güter- und Warentransport wären die meisten produzierenden Tätigkeiten nicht denkbar. Ebenso sind auch für viele Dienstleistungen Wege zurückzulegen, um diese zu erbringen. Zudem müssen die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze erreichen. Der Verkehr ist aber auch ein energiepolitisches Sorgenkind: Zum einen wächst der Verkehr weiterhin, so dass trotzt technischer Effizienzgewinne der Energieverbrauch im Verkehrssektor weiter steigt; zum anderen ist eine Umstellung auf erneuerbare Energieträger hier weniger weit vorangeschritten als in anderen Sektoren. Wie Sie die Energieeffizienz im Verkehr verbessern und somit den Energieverbrauch optimieren können, zeigen wir Ihnen im folgenden Beitrag.
Weitere Beiträge aus unserer Serie Energieeffizienz einfach erklärt:
1: Dies ist die Bedeutung der Energieeffizienz
2: Von der Energieeffizienz zur Energiequalität
3: Was ist Entropie und wie steht diese im Zusammenhang mit Energie?
4: Was ist Energie und welche Bedeutung hat sie?
5: Energieverbrauch in Deutschland – relevante Einsparpotenziale in Wirtschaft und Industrie
6: Die Prozesswärme in der Industrie als größter Energieverbraucher
7: Abwärmenutzung in der Industrie – Ermitteln Sie Ihre Potenziale mit der Pinch Analyse
8: Raumwärme und Warmwasser als Energieträger – So verbessern Sie Ihre Energieeffizienz
9: So verbessern Sie Ihre Energieeffizienz bei der Nutzung von Prozesskälte und Klimakälte
10: Energieeffiziente Elektromotoren und Pumpen als Querschnittstechnologien
11: So verbessern Sie Ihre Energieeffizienz durch energieeffiziente Beleuchtung am Arbeitsplatz
12: Energieeffizienz in der Informations- und Kommunikationstechnik
13. Energieeffizienz im Verkehr – so können Sie den Energieverbrauch optimieren
Diese Energieträger gilt es bei der Optimierung der Energieeffizienz im Verkehr zu berücksichtigen
Wichtigste Energieträger sind mit etwa 98 Prozent Anteil am Gesamtverbrauch die Kraftstoffe: Bei diesen betrug im Jahr 2016 der Anteil von Diesel 53,6 Prozent, der von Benzin 26,7 Prozent, der der Flugkraftstoffe 14,6 Prozent und der von Flüssig- und Erdgas 1,0 Prozent. Der Anteil an Biokraftstoffen betrug rund 4 Prozent. Rund 2 Prozent fallen auf elektrischen Strom, der vor allem im Schienenverkehr eingesetzt wird, zurück: hier wird zu 98 Prozent Strom als Energieträger verwendet.
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Energieanwendung im Verkehrssektor – hier gibt es Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz
Der Verkehr dient dem Transport von Gütern oder Personen von einem Ort zum anderen. Dazu gehört sowohl der Transport von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen in das Unternehmen, der Transport von Produkten zum Kunden als auch die für die Entsorgung benötigten Transporte. Das Güteraufkommen ist in den letzten Jahren etwa gleichgeblieben; die Transportwege sind aber länger geworden und die Verkehrsleistung (gemessen in Tonnenkilometer) hat daher zugenommen. Im Jahr 2016 wurde in Deutschland insgesamt eine Transportleistung von 505,1 Milliarden Tonnenkilometer erbracht. Im Personenverkehr sollten sowohl Dienstreisen als auch der Beschäftigtenverkehr betrachtet werden; in der Verkehrsstatistik lassen sich jedoch diese Fahrten nicht von Privatfahrten abgrenzen.
Energiewandler im Verkehrssektor
Im Güterverkehr werden mehr als 70 Prozent der Verkehrsleistung von Lkw mit mehr als 6 t zulässigem Gesamtgewicht auf der Straße erbracht (beim grenzüberschreitenden Verkehr wird nur die im Bundesgebiet zurückgelegte Entfernung berücksichtigt; der Anteil ausländischer Lkw, der auch Transporte im Durchgangsverkehr erfasst, beträgt 26,5 Prozent). Der Anteil des Schienenverkehrs beträgt knapp 18 Prozent, der der Binnenschifffahrt gut 8 Prozent. Knapp 3 Prozent der Güter (insb. Rohöl) werden über Rohrfernleitungen transportiert, der Anteil des Luftverkehrs ist im innerdeutschen Güterverkehr zu vernachlässigen. Im Güterfernverkehr (> 50 km) beträgt der Anteil der Eisenbahn 18,7 Prozent, der der Binnenschifffahrt 8,7 Prozent und der der Rohrfernleitungen 3,0 Prozent (Daten von 2016). Beim Personenverkehr (wo – siehe oben – in der Statistik nicht zwischen beruflichen und privaten Fahrten unterscheiden wird) beträgt der Anteil des Autos an der Beförderungsleistung (gemessen in Personenkilometer) gut 80 Prozent, der der Eisenbahn knapp 10 Prozent und der des Omnibus- und Straßenbahn-Linienverkehrs knapp 6,5 Prozent aus (den Rest macht der sog. „Gelegenheitsverkehr“, Reisebusse, Taxen etc. aus). In Folge von Deregulierungs- und Liberalisierungsmaßnahmen (etwa Reise-Linienverkehr mit dem Omnibus) wird ein Anstieg der Fahrleistung im Straßenverkehr erwartet.
Anteil des Verkehrs am Energieverbrauch
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Potenzial zur Verbesserung der Energieeffizienz im Verkehr – hier können Sie den Energieverbrauch optimieren
Im Güterverkehr ist der spezifische Energieverbrauch (Energieverbrauch pro Tonnenkilometer) in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken: Beim Lkw von 1,9 MJ/ tkm auf 1,4 MJ/tkm; bei der Eisenbahn hat er sich sogar halbiert von 0,6 auf 0,3 MJ/tkm, wozu auch die deutlich – von 30 auf 48 Prozent – gestiegene Auslastung von Güterzügen beigetragen hat. Im Flugverkehr (der vor allem im internationalen Güterverkehr bedeutsam ist) ist er ebenfalls von 15,1 auf 10,6 MJ/tkm gesunken, ist damit jedoch weiter um ein Vielfaches höher als der vom Straßen- oder gar Eisenbahnverkehr. Der Gesamtenergieverbrauch im Güterverkehr ist dennoch in den letzten Jahren leicht gestiegen, was an verschiedenen Faktoren liegt: Zum einen haben die Grundstoff- und Montanindustrien an Bedeutung verloren und „hochwertige“ Güter an Bedeutung gewonnen; bei diesen ist der Anteil der Transportkosten an den Gesamtkosten aber geringer, so dass größere Entfernungen zurückgelegt werden können. Zum anderen wünschen viele Kunden kurze Lieferzeiten und Produkte werden immer schnelllebiger, worauf Unternehmen mit kürzeren Produktions- und Lieferrhythmen (Just-in-time/Just-in-sequence) reagieren müssen. Viele Produktionsschritte werden auch auf Zulieferer verlagert, so dass Logistikketten sich verlängern. Durch die zunehmende Bedeutung des E-Commerce mit kleinteiligen Sendungsgrößen und globalen Vertriebskanälen, ist auch nicht mit einem Rückgang der Verkehrsleistung zu rechnen; der Anteil von Lieferungen mit Privat-Pkw und kleinen Lieferwagen dürfte sogar stark ansteigen.
Fahrzeugtechnik
Fortschritte bei der Energieeffizienz im Verkehr dürften mit zunehmendem Einsatz von IKT-Technologien in der Fahrzeugtechnik zusammenhängen. Bereits in der Vergangenheit haben IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) etwa bei der Motor- und Getriebesteuerung erheblich zu den erreichten Effizienzverbesserungen beigetragen (und zudem im Straßenverkehr etwa mit Technologien wie ABS und ESP zur Sicherheit beigetragen). Darüber hinaus wurde IKT auch bereits zur Vernetzung von Fahrzeug und Umwelt, etwa zur dynamische Routenplanung, eingesetzt. In der Zukunft sollen „intelligente Fahrzeuge“ Daten sammeln und analysieren und mit anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur kommunizieren; eine optimierte Verkehrssteuerung kann auch den Kraftstoffverbrauch senken.
Leitfragen sind:
- Achten Sie bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen auf deren Energieeffizienz?
- Gibt es Schulungen der Fahrer zu energieeffizienter Fahrweise?
- Können Sie z.B. im Lieferverkehr Elektrofahrzeuge einsetzen?
Verkehrsinfrastruktur
Solche Veränderungen bedingen natürlich auch Veränderungen bei der Verkehrsinfrastruktur, von der auch ganz wesentlich die Praktikabilität von Alternativen zum Treibstoff als vorrangigem Energieträger im Verkehrssektor abhängt: Zum Ziel der Bundesregierung, Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen, gehört etwa ein bedarfsgerechter Ausbau von Ladeinfrastruktur.
Verkehrsvermeidung
Dem Verkehr liegen in der Regel Bedürfnisse zu Grunde, die vor Ort nicht befriedigt werden können. Oft wird aber nach dieser Möglichkeit gar nicht gesucht: Regionale Stoffkreisläufe verringern den Verkehrsbedarf; auch können regionale Cluster von Betrieben, die etwa gemeinsam einkaufen, den Bedarf an Ferntransporten senken. Auch können Dienstleistungen zum Teil mittels IKT erbracht werden (z.B. mit Telefon- oder Videokonferenzen).
Leitfragen sind:
- Gibt es Hersteller, die näher als bisherige Zulieferer am Firmengelände ansässig sind und gleiche Qualität zu vergleichbaren Bedingungen anbieten können?
- Können Sie transportaufwendige Rohstoffe bei Neuentwicklungen vermeiden?
- Kann die Anzahl der Lieferanten verringert werden?
- Können Mehrwegtransportbehälter eingesetzt werden und verringern diese den Transportaufwand (Wegfall der Entsorgung)?
- Könnten Sie dezentrale Lagerstandorte für die Warenverteilung nutzen?
Verkehrsverlagerung
Durch eine Verlagerung auf effizientere Verkehrsmittel – die einzelnen Verkehrsarten unterscheiden sich erheblich bei ihrem Energieverbrauch je Tonnen- bzw. Personenkilometer – kann der Energieverbrauch ebenfalls gesenkt werden. Begrenzt ist diese Möglichkeit durch die Fähigkeiten der einzelnen Verkehrsmittel: Bahn oder Binnenschifffahrt können keine flächendeckende Versorgung sicherstellen und sind oft im Güterverkehr auch deutlich langsamer als der Lkw-Verkehr. Aber eine Erhöhung der Auslastung der eingesetzten Fahrzeuge ist häufig ein praktikabler Weg zur Verbesserung der Energieeffizienz im Verkehr.
Leitfragen sind:
- Könnten Lkw-Transporte auf die Bahn oder das Binnenschiff verlagert werden?
- Könnten Materialien mit der Bahn oder dem Binnenschiff geliefert werden?
- Könnten Materialien anderen Transporten zugeladen werden?
- Könnten Sie Fracht- oder Transportbörsen nutzen?
- Könnten Dienstleister die Transporte effizienter abwickeln?
- Könnten Transporte mit anderen Unternehmen gebündelt werden?
Anteil der Energieträger am Energieverbrauch des Verkehrs
Personenverkehr
Auch für viele Geschäftsreisen ist – insbesondere, wenn keine Materialien mitgeführt werden müssen – die Bahn eine Alternative zum Auto oder zum Flugzeug, insbesondere da die Reisezeit hier genutzt werden kann. Zur Weiterfahrt in ländliche Regionen können Mietwagen genutzt werden. Für Vielfahrer bieten sich Netzkarten (BahnCard 100) an. Auch die Fahrten der Mitarbeiter zwischen Wohnort und Arbeitsplatz können energieeffizienter gestaltet werden, etwa durch ein Angebot von Jobtickets für den ÖPNV, indem wettergeschützte und sichere Abstellplätze für Fahrräder gestellt werden, Arbeitszeiten an die Fahrpläne des ÖPNV angepasst werden oder gemeinsam mit der Kommune Werkbusse eingesetzt werden. Und last, but not least: Elektrofahrzeuge für den Werksverkehr – wo Reichweiten oftmals keine Rolle spielen – können dazu beitragen, Erfahrungen mit diesem Antriebskonzept zu sammeln. Anteil Energieträger am Energieverbrauch Verkehr
Ladeinfrastruktur
Mit der aktuellen Änderung der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie durch RL (EU) 2018/844 wird in Art. 8 die Anforderung aufgenommen, dass unter bestimmten Voraussetzungen bei neuen Gebäuden und größeren Renovierungen von Gebäuden (auch Nichtwohngebäuden) mit mehr als 10 Stellplätzen mindestens ein Ladepunkt für Elektromobilität sowie mindestens für jeden fünften Stellplatz Schutzrohre für Elektrokabel errichtet werden. Die Anforderung muss bis zum 10. März 2020 in deutsches Recht umgesetzt werden.
Und nun, viel Erfolg bei der Verbesserung Ihrer Energieeffizienz!
Ihr Jürgen Paeger
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