QMB – diese Trainerkompetenzen benötigen Sie!
Produktqualität sowie Dienstleistungsqualität werden entscheidend durch das Qualitätsbewusstsein der Mitarbeiter beeinflusst. Diese Erfahrung bewegte die Experten der ISO TC 176 dazu, in den Aufgabenumfang des Beauftragten der obersten Leitung im Kapitel 5.5.2 c) der ISO 9001 „die Sicherstellung der Förderung des Bewusstseins über die Kundenanforderungen in der gesamten Organisation“ zu packen. Um den hierfür notwendigen Bewusstwerdungsprozess in der Organisation zu stimulieren, bedarf es einer pädagogischen Eignung, d.h. es braucht Trainerkompetenzen. Der einst im Tagesspiegel erschienene Bericht „Unterrichten, ohne umzukippen“ machte z.B. die psychosozialen Anforderungen an eine Lehrkraft („Du stehst da vorne und kriegst alles ab“) sehr deutlich. Zu diesen methodischen und didaktischen Trainerkompetenzen, die nötig sind um den Kampf an der „Seminarfront“ zu gewinnen, kommen noch weitere Kompetenzbereiche, wie die Lehrgangsplanung oder das Lehrgangsdesign. Der nachfolgende Text soll Ihnen Anregungen und Hilfestellungen zur Umsetzung Ihrer Aufgaben als „Qualitätsmanagementpädagoge“ geben.
DAS DILEMMA DER „HOSENTASCHENPÄDAGOGEN“
Teilnehmer an Schulungen oder Kursen schimpfen häufig auf Ihre Trainer. Der Unterricht wäre …
– langweilig,
– nicht zu verstehen,
– und überhaupt …
Die Trainer sind in den meisten Fällen an dieser Situation schuldlos – denn sie wurden auf diese Aufgabe nicht vorbereitet. Ein QMB macht so etwas ja nebenbei!
Ausbildung: Hier zeigen wir Ihnen wie Sie alle QMB Kompetenzen in der Produktion oder im Dienstleistungbereich erlangen!
Das Ergebnis: Häufig sind für interne Schulungen eher „Hosentaschenpädagogen“ als Trainer im Einsatz. Die Frage muss lauten: Woher sollen die Ausbilder die pädagogischen Grundregeln und Voraussetzungen für einen guten Unterricht wissen? Antworten soll der folgende Text mit einfachen und leicht zu behaltenden Tipps und Tricks für einen erfolgreichen Unterricht und einige Links zum Thema geben.
WAS MACHT EINEN QM-TRAINER ERFOLGREICH?
Erfolgreiche Trainer müssen ein Bündel an Eigenschaften aufweisen. Einige dieser Eigenschaften sind sicherlich in Train the Trainer-Seminaren erlernbar, andere stellen wohl eher persönliche Talentmerkmale dar, worauf ggf. aufgebaut werden kann:
1. Menschliche Fähigkeiten, wie z.B. natürliche Autorität oder Enthusiasmus (Begeisterungsfähigkeit).
2. Psychologische Kompetenz, z.B. im Bereich Kommunikation, Motivation oder Konfliktmanagement.
3. Fachkompetenz, wie z.B. fachliche Intelligenz und überlegenes Fachwissen.
4. Pädagogische Kompetenz, wie z.B. die Kenntnis didaktischer Methoden und Lerntechniken.
Da die erlernbaren Kompetenzfelder 2.-3. wohl mittlerweile als Basisseminar in den
Schulungsplänen „on top“ stehen, pädagogische Seminare dort jedoch meist nicht zu
finden sind, liegt der Schwerpunkt im Folgenden auf der Pädagogik.
DIE METHODISCHE PLANUNG VON LEHRVERANSTALTUNGEN
Vor der Durchführung eines jeden Lehrganges oder Seminars steht dessen Konzeption, d.h. inhaltliche und methodische Planung. Die wesentlichen Kriterien für die Auswahl der
Trainingsmethoden sind die Lernziele. Sind diese bekannt, dann können die Lernphasen und -methoden definiert werden. Ist der Teilnehmerkreis, sowie der Kenntnis- bzw. Fähigkeitsstand der Teilnehmer bekannt, kann das Training nun in Sequenzen zerlegt und die passenden Methoden können zugeordnet werden:
– Lehrvortrag
Grundlage des Lehrvortrages ist ein vorher ausgearbeitetes Konzept in Form eines Manuskriptes. Voraussetzung für den guten Lernerfolg sind die rhetorisch gekonnte Darbietung und der Einsatz von Visualisierungsmedien. Typisches Lernziel: „Erinnern“.
– Lehrgespräch
Beim Lehrgespräch kommt die gezielte Aktivierung der Lernenden durch den Lehrenden hinzu. Die intensive Kommunikation der Beteiligten ermöglicht dem Trainer, auf die besonderen Belange der Teilnehmer einzugehen. Dies verstärkt die innere Beteiligung und damit die Lernmotivation.Gleichzeitig ermöglicht die Rückkopplung, festzustellen, was die Teilnehmer gelernt haben. Typisches Lernziel: „Verstehen“.
– Diskussion
Die Diskussion ist eine geregelte Erörterung eines zu erlernenden Sachverhaltes im Kreise der Schulungsteilnehmer. Ihr Ziel ist die Erweiterung des Wissens, die Meinungsbildung oder das Reflektieren von Lerninhalten an bekannten Situationen, was z.B. die Bereitschaft Neues zu akzeptieren mit sich bringen kann. Typisches Lernziel: „Anwenden“.
– Einzel- und Gruppenarbeit
In der Einzel- oder Gruppenarbeit erarbeiten die Teilnehmer selbständig die Lösung einer Lernaufgabe. Der Trainer verantwortet lediglich den Rahmen und gibt die Ziele vor. Zweck dieser Methode ist es, dem Lernenden zu ermöglichen, selbst aktiv zu werden und die Lerninhalte erleben zu können. Typisches Lernziel: „Analysieren bis bewerten“.
– Üben/Rollenspiele
Übungen dienen zur Festigung der neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Je ähnlicher die Übungssituationen den (häufig überraschenden) Praxisbedingungen sind, desto umfassender wird der Lerntransfer sein. Anzustreben sind deshalb praxisnahe, mit Herausforderungen versehene Übungen, um neue Situationen zu meistern.
Typisches Lernziel: „Bewerten bis (er-) schaffen“.
DIE SIEBEN STUFEN EINES GUTEN UNTERRICHTS
Im Folgenden wird die Didaktik eines Lehrgangs anhand von 7 zu erklimmenden Treppenstufen erläutert, die wesentliche Bedeutung für einen guten Unterricht haben.
1. Stufe: Aufmerksamkeit schaffen und Interesse wecken
Bevor Sie jemanden erreichen, müssen Sie Aufmerksamkeit schaffen. Erzählen Sie z.B. eine spannende Geschichte oder verblüffen Sie die Teilnehmer durch Unerwartetes. Ködern Sie den Lernenden, indem Sie dessen persönlichen Nutzen verdeutlichen.
2. Stufe: Lernziele verdeutlichen
Lernende können den Inhalten eines Seminars nur schwer folgen, wenn das Ziel der Lerneinheit unklar ist. Die Zielerreichung muss wieder den persönlichen Nutzen klarstellen.
3. Stufe: Lerninhalte methodisch vermitteln
Vor Beginn muss der Trainer sich inhaltlich und sachlich vorbereiten.
Inhaltlich: Lernstoffgebiet erarbeiten.
Sachlich: Seminarorganisation.
Beachten Sie die kommunikativen Grundregeln des Lehrgespräches:
-Kurze Sätze
-Redepausen
-Einfache Ausdrücke
-Beispiele nutzen
4. Stufe: Inhalte aktiv be- und erarbeiten
Kaum jemand kennt diesen Spruch nicht: „Übung macht den Meister.“ Die Lerninhalte sollten nun in der geeigneten Methode (Einzel-, Gruppenarbeit, Rollenspiele) geübt und damit verinnerlicht werden. Als hilfreich hat sich erwiesen, den „Schnelllernern“ die Moderatorenrolle anzubieten. Langsamere Lerner haben so die Möglichkeit, sich nochmals intensiv mit den Inhalten zu beschäftigen.
5. Stufe: Erreichung der Lernziele überprüfen
Damit Ihre Teilnehmer nicht „der Reihe nach aussteigen“ gilt: Erst wenn ein Lernziel erreicht wurde, dürfen Sie zu neuem Stoff übergehen! Stellen Sie Verständnisfragen und arbeiten Sie nicht erreichte Lernziele nach.
6. Stufe: Inhalte zusammenfassend wiederholen
Nun ist es an der Zeit, dass die Lerneinheit ihren letzten „Schliff“ erhält, indem Sie das Wichtigste nochmals zusammenfassend wiederholen.
Der Vorteil für den Teilnehmer:
– Übersicht wird vermittelt
– Zusammenhänge werden klar
– Bestimmung des Standpunktes
7. Stufe: Zur Weiterbearbeitung motivieren
Nun haben Trainer und Lernende das Ziel erreicht. Nutzen Sie die Situation und motivieren Sie die Teilnehmer zum Transfer der Lerninhalte in deren tägliche Praxis. Lassen Sie alle Teilnehmer kurz darstellen, welche Lerninhalte diese nach Ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz zuerst umsetzen wollen – getreu dem Motto: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Und nicht vergessen: Loben Sie die Teilnehmer und danken Sie Ihnen für die Mitarbeit.
Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Training!
Reinhold Kaim (QM-Experte)
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