Arbeitsschutzmanagement ISO 45001

Eine kurze Einführung ins Arbeitsschutzmanagement – Das sollten Sie über die ISO 45001 wissen

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Im Juni 2018 wurde die DIN ISO 45001:2018 veröffentlicht. Damit gibt es auch für Arbeitsschutzmanagementsysteme eine ISO Norm, die vergleichbar mit den Normen ISO  9001 für Qualitätsmanagementsysteme, ISO  14001 für Umweltmanagementsysteme oder ISO 50001 für Energiemanagementsysteme ist. Die ISO 45001 Arbeitsschutzmanagement löst die OHSAS 18001 ab, die zuvor die Lücke geschlossen hat, die die ISO beim Arbeitsschutz gelassen hatte. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen eine Einführung in das Thema Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA Management, so heißt es offiziell in der Norm) geben und uns mit der DIN ISO 45001, deren Hintergründe, Anforderungen und Prinzipien befassen.

Weitere spannende Beiträge zum Thema Arbeitsschutzmanagement:

(1) Sicherheit von Maschinen und Anlagen – Dies fordert die 9. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz ProdSG
(2) Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen – diese Schutzmaßnahmen sind gemäß GefStoffV zu treffen
(3) Mangelnde Ladungssicherung – lernen Sie die Pflichten aus der Straßenverkehrsordnung StVO kennen


Wer hat die Arbeitsschutzmanagement Norm ISO 45001 geschrieben?

ISO steht für International Organization for Standardization, die weltweite Vereinigung nationaler Normungsorganisationen, wie das Deutsche Institut für Normung (DIN). ISO-Normen werden in der Regel von Technischen Komitees erarbeitet, deren Mitglieder von den Mitgliedsorganisationen der ISO entsandt werden. Aber auch andere staatliche wie nichtstaatliche Organisationen können an der Arbeit teilnehmen. Bei für die ISO neuen Themenfeldern – wie dem Arbeitsschutz – werden die Normen von Projektkomitees (im Falle der ISO 45001 SGA Managementsystem / Arbeitsschutzmanagement dem Projektkomitee ISO/PC 283 unter Federführung des British Standard Institute [BSI]) erarbeitet. Mit der Veröffentlichung wurde auch für den Arbeitsschutz ein Technisches Komitee gegründet (TK 283), das sich künftig um den Erhalt und die Aktualisierung der Norm kümmern wird. Seitens der DIN hat der Arbeitsausschuss NA 175-00-02 AA „Arbeitsschutzmanagementsysteme“ die Entstehung der Norm begleitet.


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Was unterscheidet die Arbeitsschutzmanagement Norm ISO 45001 vom klassischen Arbeitsschutz?

Die DIN ISO 45001 Arbeitsschutzmanagement regelt nicht den betrieblichen Arbeitsschutz – das machen die rechtlichen Vorschriften: europäische Verordnungen, deutsche Gesetze und Rechtsverordnungen sowie Unfallverhütungsvorschriften. Die Norm ergänzt diese Vorschriften um die Bereitstellung eines Rahmens, der bei der systematischen Umsetzung des SGA Managements helfen soll. Entscheidend ist dabei der PDCA-Zyklus (wer andere Managementsystem-Normen kennt, kennt ihn bereits von dort): PDCA steht für Planen – Durchführen – Prüfen – Handeln (engl. plan – do – check – act), und steht für einen iterativen (sich immer wiederholenden) Prozess des Planens (Risiken und Chancen ermitteln, Ziele und Prozesse zur Minimierung von Risiken und Nutzung von Chancen festlegen), Durchführung der geplanten Maßnahmen, Prüfung der Umsetzung von Vorgaben und der Zielerreichung und (Handeln) Ergreifen notwendiger Maßnahmen, um geplante Ergebnisse zu erreichen. Dieser PDCA-Zyklus basiert auf strategischen Vorgaben, die wiederum das Umfeld der Organisation berücksichtigen müssen. Zu all den erwähnten Punkten stellt die Norm in den Normabschnitten 4–10 Anforderungen. Die Normgliederung in 10 Abschnitten ist bei allen neuen Managementsystem-Normen (so etwa DIN EN ISO 9001:2015 und DIN EN ISO 14001:2015) gleich, was eine integrierte (gemeinsame) Umsetzung im Betrieb erleichtern soll.

Video: Arbeitsschutzmanagementsystem ISO 45001

Video: ISO 45001 Vorteile und Nutzen


Welche Vorteile bringt die Einführung eines SGA Managementsystems?

Im Jahr 2017 hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO, von engl. International Labour Organization, eine UN-Sonderorganisation) ermittelt, dass weltweit jährlich 2,78 Millionen Menschen in Folge von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen sterben − das sind 7.700 Menschen pro Tag. Die Kosten für diese und die nicht tödlichen Unfälle und Erkrankungen sind astronomisch, sie entsprechen fast 4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (oder dem der 130 ärmsten Länder der Welt). In Deutschland starben im Jahr 2016 557 Menschen in Folge von Arbeitsunfällen und 2.576 Menschen in Folge von Berufskrankheiten. Insgesamt gab es knapp eine Million meldepflichtiger Arbeitsunfälle (also solchen mit vier oder mehr Tagen Arbeitsunfähigkeit). Die direkten Kosten für die gesetzliche Unfallversicherung betrugen fast 15 Mrd. Euro. Nach einer Faustregel sind die Gesamtkosten (Produktivitätsausfall, Sachschäden etc. mit betrachtet) etwa 10 Mal so hoch und betrugen somit rund 150 Mrd. Euro. Aber nicht nur die moralischen und wirtschaftlichen Kosten von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen sprechen für ein systematisches SGA Managementsystem, sondern auch das Eigeninteresse von Unternehmen: Für Sicherheit und Gesundheit seiner Mitarbeiter ist der Arbeitgeber – und das heißt alle Führungskräfte mit Personalverantwortung – auch juristisch verantwortlich und die Umsetzung der „best practice“ im Arbeitsschutz, wie sie die Einführung eines SGA Managementsystems darstellt, kann auch vor dem Vorwurf eines Organisationsverschuldens schützen. Last but not least, ist ein zertifiziertes SGA Managementsystem in vielen Branchen heute ein gutes bis unverzichtbares Argument für den Aufbau neuer und die Erhaltung alter Geschäftsbeziehungen, also eine Markterfordernis.


Was ist ein SGA Managementsystem?

Ein SGA Managementsystem besteht aus den (zusammenhängenden oder sich gegenseitig beeinflussenden) Elementen, die zur Bereitstellung sicherer und gesunder Arbeitsplätze und zur Prävention von Verletzungen und Erkrankungen angewendet werden. Grenzen und Anwendungsbereich werden von der Organisation festgelegt; Konformität mit der Norm kann nur beansprucht werden, wenn innerhalb des Anwendungsbereiches alle Anforderungen der Norm erfüllt werden.


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Diese ISO 45001  Anforderungen sollten Sie für die Einführung eines SGA Managementsystems kennen

Die Anforderungen finden sich – wie bereits erwähnt – in den Abschnitten 4-10 der Norm.

4 Kontext der Organisation:
Die Einführung eines Arbeitsschutzmanagementsystems sollte eine strategische Entscheidung sein, denn die Einführung und die spätere Aufrechterhaltung sowie die geforderte ständige Verbesserung kosten Zeit und andere Ressourcen. Um die strategische Einbindung sicherzustellen, fordert die Norm in den Abschnitten 4.1 und 4.2, dass das Umfeld, in dem sich die Organisation bewegt, zu betrachten ist und sowohl Faktoren, die sich auf die Fähigkeit des Managementsystems auswirken können als auch beabsichtigte Ergebnisse und relevante Anforderungen sowie Erwartungen von Beschäftigten und anderen interessierten Parteien bestimmt werden müssen. Diese sind, neben den betrieblichen Tätigkeiten, bei der Festlegung des Anwendungsbereichs zu berücksichtigen (und fließen in die Ermittlung von Risiken und Chancen ein, siehe Abschnitt 6).

5 Führung und Beteiligung der Beschäftigten
Die oberste Leitung der Organisation hat die Rechenschaftspflicht für die Wirksamkeit des SGA Managementsystems (also für die Bereitstellung sicherer und gesunder Arbeitsplätze und die Prävention von Verletzungen und Erkrankungen) und muss die fortlaufende Verbesserung sicherstellen sowie eine Kultur fördern, die dies unterstützt. Die Führungskräfte müssen in ihrem Verantwortungsbereich eine Führungsrolle übernehmen. Formell werden die Absichten und Ausrichtung in einer SGA Politik ausgedrückt, die dokumentiert und innerhalb der Organisation bekannt gemacht werden muss. Verantwortlichkeiten und Befugnisse für den Arbeitsschutz müssen festgelegt, dokumentiert und kommuniziert werden. Die Konsultation und Beteiligung von Beschäftigten wird als zentraler Erfolgsfaktor gesehen.

Die folgenden Abschnitte konkretisieren den PDCA-Zyklus:

6 Planung
Zu planen sind Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen sowie Maßnahmen zum Erreichen der SGA Ziele. Risiken und Chancen können sich aus den bei der Betrachtung des Kontextes ermittelten Faktoren, den Erwartungen und Erfordernissen interessierter Parteien ergeben sowie aus den betrieblichen Gefährdungen (Gefährdungsbeurteilung) und aus rechtlichen und anderen von der Organisation eingegangenen Anforderungen (die bestimmt und bei der Umsetzung des Managementsystems berücksichtigt werden müssen). Ggf. müssen Maßnahmen zum Umgang mit den Risiken und zur Nutzung von Chancen geplant werden. Weiter sind Ziele zur Verbesserung des SGA Managementsystems und der SGA Leistung festzulegen und die Zielerreichung zu planen.

7 Unterstützung

8 Betrieb
Neben der Durchführung der geplanten Maßnahmen stellt die Norm weitere Anforderungen an die Durchführung: Erforderliche Ressourcen müssen bereitgestellt werden, erforderliche Kompetenzen ermittelt, ggf. erworben und dokumentiert werden, das Bewusstsein für SGA Managementsystem der Beschäftigten gefördert und notwendige Kommunikation sichergestellt werden. Notwendige Dokumente müssen erstellt und gelenkt werden. Zentraler Punkt ist die Planung und Steuerung der arbeitsschutzrelevanten Prozesse zur Verringerung von Risiken; dieser muss unter anderem Änderungsmanagement und Regelungen zur Beschaffung (mit besonderen Anforderungen an die Steuerung ausgegliederter Prozesse) einschließen.

9 Bewertung der Leistung
Es muss festgelegt werden, was zur Analyse und Bewertung der SGA Leistung überwacht und gemessen werden muss und wie und wann die Ergebnisse analysiert und bewertet werden sollen. Auch die Einhaltung rechtlicher und anderer Anforderungen muss in festgelegten Abständen bewertet werden. Weiter müssen regelmäßig (in einem Auditprogramm zu planende) interne Audits sowie eine Managementbewertung durchgeführt werden.

10 Verbesserung
Vorfälle und erkannte Mängel müssen untersucht und ggf. korrigiert (abgestellt) werden. Dann ist zu prüfen, ob vergleichbare Vorfälle und Mängel aufgetreten sind oder auftreten könnten und ob eine Korrekturmaßnahme (Maßnahmen zur Beseitigung der Ursache des Vorfalls oder das Mangels) notwendig ist. Ist dies der Fall, muss diese umgesetzt und ihre Wirksamkeit bewertet werden. Auch das Fördern einer SGA Kultur ist ein verpflichtender Beitrag zur fortlaufenden Verbesserung.


So können Sie die Konformität mit den Normforderungen nachweisen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Einhaltung der Anforderungen der DIN ISO 45001 Arbeitsschutzmanagement nachzuweisen:

  • Selbstbewertung und Selbsterklärung,
  • Bestätigung durch interessierte Parteien (z.B. Kunden),
  • Zertifizierung durch eine externe Organisation.

Für eine glaubwürdige Zertifizierung sollte eine akkreditierte Zertifizierungsstelle ausgewählt werden, diese sind u.a. auf der Webseite der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) zu finden.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Ihr Juergen Paeger


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